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Ejakulationsstörungen

Als Ejakulationsstörung versteht man Probleme unterschiedlicher Art beim Samenerguss. Unter den sexuellen Funktionsstörungen kommt die Ejakulationsstörung bei Männern mit am häufigsten vor. Viele Männer empfinden diese Art der Störung zunächst nicht als sehr belastend solange keine Anorgasmie vorliegt, bei der der sexuelle Höhepunkt ausbleibt. Sehr oft liegt der Störung eine psychische Ursache zugrunde. Ejakulationsstörungen gibt es in verschiedenen Formen. Zu ihnen zählen der vorzeitige Samenerguss (Ejaculatio Praecox), der verzögerte Samenerguss (Ejaculatio Retarda) sowie die ausbleibende Ejakulation. Hierzu gehört sowohl die Anejakulation als auch die retrograde Ejakulation. Als Ejakulationsstörung werden außerdem der schmerzhafte Samenerguss, der Verlust des Ejakulationsdrucks, das verminderte Ejakulationsvolumen und der ganz ausbleibende Orgasmus (Anorgasmie) bezeichnet.

Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten für den vorzeitigen Samenerguss

Der Samenerguss eines Mannes wird medizinisch als vorzeitig angesehen, wenn er sich so schnell einstellt, dass für den Mann bzw. für das Paar noch kein befriedigender Geschlechtsverkehr stattgefunden hat. Es existiert allerdings keine objektive Beschreibung darüber, was als zu früh einzustufen ist. Manch ein Mann benötigt einige Minuten, ein anderer länger.

Mehrere Indizien müssen deshalb beobachtet werden, um einen vorzeitigen Samenerguss zu diagnostizieren: zum einen empfindet ein Mann mit vorzeitigem Samenerguss diesen in der Regel als unbefriedigend. Hinzu kommt, dass die Ejakulation häufig nicht kontrolliert werden kann. Sobald diese Beschwerden in einer Regelmäßigkeit vorkommen, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Bei der Diagnose eines vorzeitigen Samenergusses werden zwei Formen unterschieden: der primäre und der sekundäre vorzeitige Samenerguss. Liegt ein primärer vorzeitiger Samenerguss vor, leidet der Mann bereits sein Leben lang an den Beschwerden. Diese Art des vorzeitigen Samenergusses erlebt der Patient meist beim ersten sexuellen Kontakt. Beim sekundären vorzeitigen Samenerguss wurde die Störung erworben und tritt in vielen Fällen begleitend zu anderen Erkrankungen auf wie beispielsweise eine Entzündung der Prostata oder eine erektile Dysfunktion.

In der Folge kann der vorzeitige Samenerguss sehr belastend für den Mann und ggf. auch für eine bestehende Beziehung sein. Das Selbstwertgefühl wird gemindert und man versucht Geschlechtsverkehr so lange es geht zu vermeiden. Durch die psychische Anspannung können sich die Beschwerden allerdings noch weiter verstärken und im schlimmeren Fall sogar weitere Krankheiten wie Erektionsstörungen auslösen.

Je nach Ursache der Störung wird sie von einem Facharzt therapiert. Es ist ratsam zuerst das Gespräch mit einem Urologen zu suchen, der klären kann, ob eine Behandlung notwendig und welche Art geeignet ist. Für einige Patienten ist es bereits eine Lösung, wenn sie nach dem ersten Samenerguss direkt einen zweiten Geschlechtsverkehr ausüben. Unter Umständen ist in dem Fall die Einnahme eines erektionsfördernden Medikaments notwendig. Weiterhin gibt es die Möglichkeit, dass sexuelle Stimulationstechniken angewandt werden. Hier gibt es zum einen die Start-Stopp-Technik und zum anderen die Squeeze-Technik. Mit Vorsicht sollte man eine Betäubungscreme anwenden. Diese Creme trägt der Mann vor dem Geschlechtsverkehr auf die Eichel auf, um etwas an Gefühl zu verlieren. Man sollte dann allerdings zusätzlich ein Kondom verwenden, da sich die Wirkung der Creme durch Übertragung ansonsten auch bei der Partnerin entfalten kann. Schlägt der Arzt eine medikamentöse Therapie vor, so kommt meist Dapoxetin zum Einsatz. Dapoxetin ist ein medizinischer Wirkstoff, der dem Körper hilft den Botenstoff Serotonin zu aktivieren. Serotonin wiederum ist in Bezug auf die Sexualität des Mannes dafür verantwortlich, das Sexualverhalten zu hemmen. Bei einem Mangel an Serotonin fehlt die Hemmung und eine Störung wie der vorzeitige Samenerguss können auftreten.

Retrograde Ejakulation: Symptome, Ursache, Therapie

Gelangt die Samenflüssigkeit bei einer Ejakulation in den hinteren Harnröhrenabschnitt und somit in die Harnblase statt vorwärts aus der Harnröhre heraus, spricht der Fachmann von einer retrograden (also rückwärtigen) Ejakulation. Der Schließmuskel der Harnblase schafft es bei dieser Sexualstörung nicht sich ausreichend zu verschließen. Meist verläuft zusätzlich die Bewegung der Beckenmuskulatur während des Samenergusses nicht regulär, wodurch die Samenflüssigkeit nicht in die richtige Richtung befördert werden kann. Die Voraussetzung für eine normale Ejakulation ist also, dass sich der Harnblasenschließmuskel ordnungsgemäß verschließt und eine Kontraktion der Muskulatur des Beckens stattfindet, sodass die Samenflüssigkeit in Stößen aus der Harnröhre hinausgeschleudert wird.

Eine retrograde Ejakulation ist in aller Regel ungefährlich. Das in die Harnblase gelangte Ejakulat vermischt sich dort mit Urin und wird beim nächsten Wasserlassen ausgeschieden. Eine retrograde Ejakulation kann daher diagnostiziert werden, indem direkt nach der Ejakulation Samenzellen im Urin vorgefunden werden. Körperliche Beschwerden wie Schmerzen hat der Patient keine und ein Orgasmus kann in den meisten Fällen normal empfunden werden. Wenn es der Fall ist, dass gar keine Samenflüssigkeit aus der Harnröhre austritt bzw. dies sehr abgeschwächt passiert, beeinträchtigt dieser Umstand wahrscheinlich die Zeugungsfähigkeit des Mannes.

Eine retrograde Ejakulation kann man sich auf unterschiedlichen Wegen zuziehen. Oft ist sie Folge einer Operation im Beckenraum, wenn z.B. eine TURP (transurethrale Resektion der Prostata) vorgenommen wurde. Die retrograde Ejakulation kann aber auch infolge einer Erkrankung wie Alkoholsucht oder Diabetes mellitus auftreten oder eine Medikamenteneinnahme als Auslöser haben. Antidepressiva oder Alpha-Blocker können beispielsweise verantwortlich für eine sexuelle Störung sein. Selten hingegen tritt eine retrograde Ejakulation auf, wenn der Patient zuvor einen Bandscheibenvorfall erlitten hat oder unter Multipler Sklerose leidet. Weitere mögliche Ursachen sind Fehlbildungen des Blasenhalses oder Entzündungen. Als angeborene Ursache kann eine Störung des sympathischen Nervensystems infrage kommen.

Wie überall richtet sich die Therapie nach der Störungsursache. Ein Mediziner ist stets bestrebt den Patienten so wenig wie möglich zu belasten. Ist ein Medikament Verursacher der retrograden Ejakulation wird die Absetzung desselben angeordnet. Bei einer bekannten Diabetes-Erkrankung sollte schon früh auf Vorbeugung gesetzt werden. Bei regelmäßiger Kontrolle des Blutzuckerspiegels auch durch den Facharzt, können Risiken wie Sexualstörungen minimal gehalten werden. Ist die Störung eine Spätfolge einer Diabetes-Erkrankung, so wird sie medikamentös therapiert. Eine Operation bei retrograder Ejakulation gestaltet sich als schwierig. Wichtig ist, dass eine individuelle Therapie mit einem kompetenten Facharzt besprochen wird.

Anzeichen und Vorgehen bei schmerzhafter Ejakulation

Eine weitere Sexualstörung ist die schmerzhafte Ejakulation. Der Patient sollte einen Facharzt aufsuchen, sobald der Schmerz während der Ejakulation beeinträchtigt und schwer auszuhalten ist. Der Schmerz wird meist als stechend und intensiv beschrieben und tritt während des Samenergusses ein. Eine schmerzhafte Ejakulation kann gut medikamentös behandelt werden. Zuweilen ist aber keine Einnahme von Medikamenten notwendig und die Schmerzen können behoben werden, indem spezielle Beckenbodenübungen gemacht und Entspannungstechniken erlernt werden.

Wenn die Ejakulation ausbleibt oder verspätet eintritt

Wenn der Samenerguss ausbleibt, vermutet man gerne eine retrograde Ejakulation. Es gibt aber eine weitere Störung, bei der keine Samenflüssigkeit ergossen wird: die sogenannte Anejakulation. Der Reflex, der einen Samenerguss auslöst ist gestört. In einigen Fällen erreicht die Samenflüssigkeit noch nicht einmal die Harnröhre.

Ähnlich wie bei den anderen Sexualstörungen werden unterschiedliche Ursachen für eine Anejakulation festgestellt. Wird sie psychisch ausgelöst, können z.B. Probleme in der Partnerschaft, Erwartungsängste, sexuelle Unzufriedenheit oder auch eine strikte Religiosität verantwortlich sein. Eine Ejakulation kann darüber hinaus ausbleiben, nachdem ein bestimmtes Medikament eingenommen wurde, eine Operation durchgeführt wurde oder Erkrankungen vorliegen wie Diabetes mellitus, Verletzung des Rückenmarks oder Multiple Sklerose. Ein gestörter Blasenhalsverschluss oder eine Undurchlässigkeit der ejakulatorischen Wege sind außerdem körperliche Ursachen für eine Anejakulation. Als auslösende Medikamente kommen Antipsychotika, Antidepressiva und Alpha-Blocker infrage.

Besteht Verdacht auf eine ausbleibende Ejakulation, wird der Arzt zur Diagnose zunächst eine Anamnese erheben und den Patienten körperlich untersuchen. Aufschluss gibt dann eine transurethrale Sonographie (TRUS) oder eine Vasographie. Diese Untersuchungsmethoden können Störungen der inneren Geschlechtsorgane gut sichtbar machen. Um eine Anejakulation zu behandeln kann der Arzt neben einer Medikation eine Elektro- oder eine Vibrostimulation durchführen bzw. anleiten. Diese mechanische Technik soll einen Samenerguss herbeiführen und kann auch vom Patienten selbst zuhause angewandt werden.